Der Modus ist nach wie vor: Innenschau. Oder zumindest drinnen bleiben. Und damit hätten wir theoretisch so viel Zeit für alles, was liegen geblieben ist. Den Kleiderschrank ausmisten, zum Beispiel (hab ich zum Glück zum Jahreswechsel schon gemacht, puh!). Oder ordentlich putzen! Hmmmm...
Oder auch die unzähligen, plötzlich wie Pilze aus dem Boden schießenden, wirklich tollen Online-Angebote wahrnehmen! Ja! Endlich! Vom Sofa aus Sprachen lernen, Tutorials und Podcasts hören, Sport, Yoga, Nähen, und, und, und...
Stattdessen: ich erledige exakt die gleiche Anzahl an Dingen wie sonst. Ok, die Auswahl ist etwas anders, aus gegebenen Umständen. Tatsächlich habe ich mehr geputzt. Und der Wäscheberg ist auch nicht vorhanden. Aber sonst? Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zeit so schnell zerrinnt! Wie ein kalbender Gletscher kommt sie mir vor. Stetig, unaufhaltsam brechen kleine Brocken der Zeit ab und plumpsen ins Meer der Unendlichkeit. Und ob ich wie ein Hamster im Rad versuche, alle Angebote wahrzunehmen oder nicht, ob ich mich abmühe, doch jetzt diese tolle Zeit zu nutzen und ganz toll zu meditieren oder auch nicht - es ändert nichts an der Tatsache, dass wir alle jetzt exakt so viel Zeit zur Verfügung haben wie sonst auch. Nämlich 24 Stunden am Tag.
Und diejenigen, die jetzt Homeoffice, Homeschooling und den ganzen Rest zu bewältigen haben, sind unter einem ganz anderen Zeitdruck als sonst.
Was es jetzt braucht: ein gutes Gespür dafür zu entwickeln, was jetzt WIRKLICH dran ist. Wenn ich müde bin, bin ich müde. Dann muss ich mich auch nicht zwingen, Fitness zu machen. Wenn ich fit bin, bin ich fit. Dann bin ich überaus dankbar, dass ich sofort online etwas für mich finde.
Ich führe seit gestern wieder meinen Kalender. Ganz oldschool, ich schreibe mir auf, welche Termine heute anstehen. Auch wenn es unfreiwillig komisch aussieht, wenn da steht: "10:00 Uhr Einkaufen. 12:00 Uhr Text für xyz fertigstellen. 18:30 Yoga online".
(C) Copyright Johanna Wienzek
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