Was ist Jin Shin Jyutsu? Hier kommen Antworten auf Deine Fragen.

 

Aussprache und Bedeutung

Beginnen wir mit der Aussprache. Es wird Dschin Schin Dschutsu ausgesprochen. Also ganz einfach. Du kannst aber auch "Strömen" sagen, so nennt man die Anwendung des Jin Shin Jyutsu.

Der Name stammt aus dem Japanischen und bedeutet, frei übersetzt, "Die Kunst des Schöpfers im mitfühlenden Menschen". So wie das Kanji, also das japanische Schriftzeichen, sieht der Name im Japanischen aus.

 

Wie kommen wir in der westlichen Kultur zu diesem Namen - und zu dieser Kunst? 

Dazu gibt es eine Geschichte, die verdeutlicht, wieso Jin Shin Jyutsu eine unverselle Kunst ist, und wieso wir alle uns schon immer geströmt haben - ohne es zu wissen.

 

Die Anfänge des Jin Shin Jyutsu - Jiro Murai und Mary Burmeister

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Japan durch eine Fügung Jin Shin Jyutsu sozusagen wieder entdeckt. Ein junger Mann namens Jiro Murai war schwer krank und sogar die renommierten Ärzte, die er aufsuchte, konnten ihm nicht helfen. Er dachte, dass er sterben müsse und begann, sich darauf vorzubereiten. Dazu zog er sich zurück und fastete, meditierte und - hier kommt die glückliche Fügung ins Spiel - hielt seine Finger auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Wir kennen diese Handpositionen heute unter dem Namen "Mudra". In der japanischen Tradition kommt dieser Begriff jedoch nicht vor - Jiro Murai kannte sie aus alten Schriften, die er studiert hatte.

 

Er ging durch einen tagelangen Prozess, in dem sein Körper begann zu entgiften und sich wieder auszubalancieren. Er ging durch Fieber, Schwächezustände und noch andere Stadien. Als er nach ca. einer Woche morgens erwachte, dachte er, er sei gestorben, weil es ihm plötzlich wieder gut ging.

 

Natürlich war er nicht gestorben - er hatte, ohne es zu wissen, durch die Anwendung des in Vergessenheit geratenen Jin Shin Jyutsu seinem Körper die nötigen Impulse zur Verfügung gestellt, um wieder gesund zu werden.

 

Ein Wunder? Ganz sicher. Solche Wunder geschehen überall und jederzeit.

 

Ist es denn nun eine "Wundermedizin"?

Ganz sicher nicht. Jin Shin Jyutsu ist die Anwendung uralter, universeller Prinzipien. Dazu zählen beispielsweise der Verlauf bestimmter Energiebahnen im Körper, aufsteigende und absteigende Energie oder das Studium des Atems. 

 

Jiro Murai widmete sein verbleibendes, langes Leben der Erforschung dieses Phänomens. Daraus entwickelte sich das Jin Shin Jyutsu, wie wir es heute kennen. Die Grundlage waren Jahrtausende alte Aufzeichnungen aus den kaiserlichen Archiven, zu denen er Zugang erhielt, sowie Studien mit Patienten.

 

Jiro Murai gab die Kunst an Schüler weiter, die das Jin Shin Jyutsu ihrerseits weiter verbreiteten. Eine seiner Schülerinnen war Mary Burmeister, eine japanischstämmige Amerikanerin, die sowohl das östliche, als auch das westliche Denken in sich vereinte - so konnte diese Philosophie und die Kunst in den Westen gelangen und sozusagen "übersetzt" werden.

 

Jin Shin Jyutsu heute: Ausbildung und Anwendung

Heute arbeiten weltweit Tausende von Praktikern mit dieser Kunst, die immer das Harmonisieren im Fokus hat. Es gibt eine geregelte Ausbildung, und es gibt weder Meister, noch Gurus.

 

Jin Shin Jyutsu, diese einfache, komplexe Kunst, kann sofort von jedem Menschen angewandt werden - wir müssen nicht erst "erleuchtet" oder "befähigt" sein, um dies zu tun. Und doch ist es ein komplexes Thema, das viel Hingabe und Verfeinerung erfordert.

 

Jin Shin Jyutsu begreifen - Bezugssysteme

Um Jin Shin Jyutsu zu begreifen, bedienen wir uns unterschiedlicher Bezugssysteme. So spielen die Prinzipien der Akupunktur eine Rolle, oder Farben, Nummerologie, Astrologie, Meridiane etc. Es geht immer nur darum, etwas erklärbar zu machen, daher bedienen wir uns solcher Anleihen.

 

Jin Shin Jyutsu an sich ist einfach. Wir wenden es alle täglich an, meistens, ohne es zu wissen. Wenn uns schlecht ist, halten wir automatisch unsere Leibmitte. Wenn wir uns erinnern wollen, wo unser Schlüssel schon wieder gelandet ist, halten wir höchstwahrscheinlich unsere Stirnhöcker zur besseren Konzentration. Kinder lutschen am Daumen, wenn sie sich geborgen fühlen wollen.

 

Einfach, oder? Und doch so komplex.

 

Wir haben alle dieses Urwissen in uns. Durch die zumeist mündlich erfolgte Überlieferung ist es jedoch nach und nach verschwunden, lediglich die Aufzeichnungen in den kaiserlichen Archiven in Japan geben einen tiefen Einblick in die Kunst.

 

Selbsthilfe und das Strömen Anderer

Du kannst Dich selber strömen oder Jin Shin Jyutsu bei Anderen anwenden. Dazu ist es sinnvoll, sich in das Thema zu vertiefen und Seminare zu belegen.

 

Meine Selbsthilfekurse bieten einen Einstieg und eine Vertiefung an, wenn Du Dich mit der Selbsthilfe beschäftigen möchtest. Dabei ist mein Fokus immer das Fühlen - es ist mir ein großes Anliegen, die Einfachheit und Schönheit des Strömens weiterzugeben.

 

Ist ein gezieltes Strömen, beispielsweise bei Rückenschmerzen, möglich?
Darauf kann ich mit einem eindeutigen "Jein" antworten. Natürlich verfügen wir über eine Menge Anwendungsmöglichkeiten, die bestimmte Beschwerden lindern oder sogar ganz verschwinden lassen können. Es ist jedoch immer abhängig von der individuellen Situation. So habe ich bei mir schon erlebt, dass bestimmte Beschwerden nach einer einmaligen Anwendung verschwanden, und bei anderer Gelegenheit funktionierte diese Anwendung dann nicht sofort. Die Auswirkungen sind nicht reproduzierbar, das ist aus meiner Sicht die einizige Antwort auf diese Frage. Und: unser Körper ist viel intelligenter, als wir glauben. Er nimmt die zur Verfügung gestellte Energie auf und "repariert" das, was am dringlichsten ist - und das ist manchmal nicht deckungsgleich mit dem, was wir gerade wollen.

 

Strömen ist sehr effizient und keineswegs beliebig. Je größer unser Verständnis der Energieschlösser, der Ströme und der Vorgänge in unserem Körper werden, um so zielgerichteter werden wir uns strömen.

 

Je offener und durchlässiger wir werden, desto effizienter und wirksamer können wir das Strömen anwenden. Wenn wir in Verbindung mit uns selbst sind, strömen wir uns bewusst und entspannt, ganz ohne Erfolgsdruck oder Ziel. Und genau in diesem Zustand geschehen dann meistens die so genannten "Wunder".

 

Wie oft und wie lange sollte ich mich strömen?

Ich antworte auf diese Fragen immer gern: "Zwischen einer Sekunde und 24 Stunden ist alles möglich". :-) Und um einen handfesten Tipp zu geben: wenn Du Dich 20 Minuten lang strömst, ist das schon sehr wohltuend und effizient. Wenn es länger dauert, um so besser. Ganz wichtig: hör auf Deinen Körper. Es geht nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder etwas "wegzuströmen". Du möchtest Dir etwas Gutes tun, und das funktioniert am besten, wenn Du Deinen "Fühlomaten" einschaltest und spürst, wie lange Du Dich strömen möchtest. Das kann manchmal tatsächlich eine Stunde oder mehr sein, und manchmal sind fünf Minuten schon ausreichend.

Wichtig: Wenn Du Andere strömst, bitte nicht länger als eine Stunde, und bei sehr jungen, alten oder kranken Menschen eher weniger.

 

Ist Jin Shin Jyutsu eine Heilmethode?
Die Antwort lautet: Jin Shin Jyutsu ist eine Kunst. Eine Heil-Kunst. Die angewandten Ströme und Handpositionen beruhen auf einer jahrtausende alten Erfahrung. Es geht immer darum, den individuellen Zustand einer Person energetisch wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dass dabei auch "Zipperlein", Schmerzen und Beschwerden verschwinden können (und es auch tun), ist eine logische Konsequenz. Wenn ich jedoch mit dem Anspruch ans Strömen herangehe, etwas wegströmen zu wollen oder ein ganz bestimmtes Thema jetzt, sofort, hier und gleich wieder in Ordnung zu bringen, kann es auch zu Überraschungen kommen. Wenn ich mich auf etwas fokussiere, sagen wir z.B. auf meine Knieschmerzen, und diese sind nach dem Strömen "immer noch" da, werde ich womöglich gar nicht bemerken, dass dafür mein Tinnitus besser geworden ist oder ich insgesamt mehr Energie zur Verfügung habe.

Will sagen: ja, es ist möglich, sehr, sehr effizient zu sein beim Strömen, jedoch ist es wesentlich, unserem gesamten System zu vertrauen und ihm die Freiheit zu gewähren, sich selbst in der angemessenen Reihenfolge auszubalancieren.

 

Seit wann beschäftige ich mich mit Jin Shin Jyutsu?
Ich habe im Jahr 2000, also vor 22 Jahren, damit begonnen. Es fing ganz unspektakulär an; eine Freundin hat mir ein Buch empfohlen, weil sie wusste, dass ich mich für Energiearbeit interessierte. Sehr schnell habe ich gemerkt, wie wohltuend das Strömen ist und habe mich richtig hineinvertieft. Ich machte eine Ausbildung und habe von 2003 bis 2012 sogar eine eigene Jin Shin Jyutsu Praxis geführt. Ich habe unzählige Klienten behandelt und noch mehr Selbsthilfekurse gegeben. Nach zehn Jahren habe ich die Praxis zwar geschlossen - das Strömen jedoch blieb fester Bestandteil meines Lebens. Ich ströme mich selber täglich und bilde mich auch weiterhin fort, denn es ist ein Lebensstudium.

 

Und wie Du weisst, gebe ich auch weiterhin Selbsthilfe Kurse, denn es ist mir immer wieder eine große Freude, die Kunst des Jin Shin Jyutsu weiterzugeben.

 

(C) Copyright Johanna Wienzek